Wenn die Gesundheit der Tiere das Leben bestimmt

Mit dem „Livestock Emergency Response Program V“, das durch USAID finanziert wurde, haben wir uns dem Ziel verpflichtet, den Menschen im Südsudan zu einem regelmäßigen Zugang zu tierischen Nahrungsmitteln zu verhelfen. Unsere Maßnahmen sollen zudem zur Einkommensgenerierung und wirtschaftlichen Unabhängigkeit beitragen.

Projektinfos

  • Livestock Emergency Response Program IV (LERP V)

    offizieller  Projektname

  • USAID/ OFDA

    Geber

  • 1.100.000 $

    Budget

  • 01.08.2019 – 31.07.2020

    Dauer

Tiergesundheit durch Aufklärungskampagnen

Aufklärungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen sind ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit und ein essenzieller Schritt in Richtung Selbsthilfe für betroffene Menschen. Angesichts des besonderen Stellenwertes landwirtschaftlicher Nutztiere als Ernährungs- und Erwerbsgrundlage stellen Infektionserkrankungen der Tiere ein schweres finanzielles und existenzielles Risiko für Viehhalter*innen dar. Aus diesem Grund richten wir den thematischen Fokus unserer Aufklärungsarbeit auf die Erkennung und Prävention von Infektionskrankheiten: Was bedeuten eingesunkene Augen oder blasse Schleimhäute? Können unscheinbare entzündliche Prozesse im Zwischenklauenspalt für Lahmheit und Leistungsabfall sorgen? Warum verliert ein Tier Gewicht, obwohl es Nahrung aufnimmt? Gegen welche Tierkrankheiten kann geimpft werden? Können Infektionserkrankungen von Nutztieren auf ihre Halter*innen übergehen und deren Gesundheit ernsthaft gefährden?

Dabei hat unsere Aufklärungsarbeit nicht nur einen Nutzen für unmittelbar betroffene Pastoralist*innen: Werden hochansteckende Krankheiten von den Viehhalter*innen schneller erkannt, können Behandlungs- oder vorbeugende Maßnahmen (bspw. Impfungen) auch schneller veranlasst werden. Das kann die Ausbreitung von Krankheiten wie der Pest der kleinen Wiederkäuer oder der Newcastle-Krankheit verhindern. Beide Krankheiten können andernfalls verheerende Folgen für die Ernährungssicherheit und den Lebensunterhalt vieler Menschen haben. Aufgrund der gegenwärtigen Pandemie, die auch Ostafrika in besonderem Maße erfasst hat, beraten wir außerdem auch zu Fragestellungen rund um präventive COVID-19-Maßnahmen.

Gesunde Tiere. Gesunde Menschen.

Die Gefahr, an einer Infektion zu erkranken, ist im Südsudan für Mensch und Tier sehr hoch. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, den Zugang zu tiermedizinischer Betreuung zu gewährleisten. Das gilt vor allem für Pastoralist*innen, die fernab aller Gesundheitseinrichtungen leben oder nicht über die notwendigen finanziellen Möglichkeiten verfügen.

Im Jahr 2020 haben wir über das LERP V-Projekt 125 gemeindebasierte Tiergesundheitshelfer*innen (TGHs) aus bzw. weiterbilden können. Diese konnten über 275.000 Rinder, Schafe und Ziegen gegen potenziell verheerende Infektionskrankheiten wie Rauschbrand, Pasteurellose, die Pest der kleinen Wiederkäuer oder die Lungenseuche der Ziegen impfen. Die genannten Erkrankungen stellen nicht nur ein gesundheitliches Risiko für die Tiere dar, sie gefährden zudem, insbesondere durch z. T. seuchenhafte Verläufe, die Ernährungssicherheit und finanzielle Unabhängigkeit der Pastoralist*innen. Außerdem behandelten die TGHs im Rahmen dieses Projekts auch Tiere, die von Ektoparasiten, d.h. zumeist auf der Hautoberfläche lebenden Schädlingen wie Milben oder Zecken, befallen waren. Solche Parasiten können schmerzhafte Entzündungen der Haut verursachen. Über Stiche oder Bisse können außerdem andere Infektionserreger wie Viren oder Protozoen auf die Tiere übertragen werden.

Wir bleiben am Ball: Auffrischungskurse für Tiergesundheitshelfer*innnen

Die von uns ausgebildeten und mit essenziellem medizinischen Material ausgestatteten TGHs stellen insbesondere in abgelegenen und wirtschaftsschwachen Gegenden den notwendigen Zugang zu veterinärmedizinischen Dienstleistungen sicher. Um eine hochwertige und fortwährende Betreuung der Tiere und somit auch die Nachhaltigkeit dieses Konzeptes gewährleisten zu können, führen wir regelmäßige Auffrischungskurse für TGHs durch. In diesen Lehrgängen wird nicht nur bereits erlerntes Wissen rekapituliert, die TGHs werden auch über die neuesten Entwicklungen relevanter Ereignisse in ihrem Wirkungsraum informiert, etwa über das verstärkte Auftreten von Tierseuchen oder Arzneimittelresistenzen. Zudem nutzen wir die Gelegenheit auch, um sie mit neuen Medikamenten und Material auszustatten. Im Jahr 2020 ist es uns gelungen, Auffrischungskurse für insgesamt 511 TGHs, darunter 65 Frauen, auszurichten.

Am anderen Ende der Krise

„Ich heiße Akoi Deng und bin 35 Jahre alt. Wir sind zuhause zu fünft und leben allesamt vom Handel und von den Erträgen unserer Rinderherde – jeder hat seine eigenen wichtigen Aufgaben. Im Moment haben wir 15 Rinder, das ist jedoch gar nicht so selbstverständlich! Bei den Überschwemmungen, die wir kürzlich erleben mussten, hätten wir beinahe einige Rinder verloren. Doch dank ToGeV, die wirklich schnell reagiert haben, konnten wir die Herde schützen und gesund halten. Jetzt sind sie sogar geimpft und entwurmt und ich sehe etwas unbesorgter als vorher in die Zukunft.“

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