One Health

Was ist One Health?

Dem One-Health-Ansatz liegt zugrunde, dass Gesundheit zu schaffen und zu sichern komplex ist, und nur durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteure und über verschiedene Sektoren hinweg erreicht werden kann. Nur wenn Human- und Veterinärmedizin und Umweltschutz zusammenwirken sowie sozio-ökomische Faktoren mitberücksichtigt und ressortübergreifend Verwaltungssysteme gestärkt bzw. aufgebaut werden, kann öffentliche und individuelle Gesundheit und Wohlergehen geschaffen werden.

Warum ist One Health relevant?

Die Erde ist ein zusammenhängendes Ökosystem in dem alle Lebewesen, ob Mensch, Tier und Pflanze in Wechselwirkung miteinander stehen. Zuletzt zeigten uns die Vogelgrippe, Ebola und die COVID-19-Pandemie, dass Krankheiten aus der Tierwelt die menschliche Existenz gefährden. Genauso sehen wir, wie menschliches Handeln, die Natur in vielfältiger Weise stört: Wir bedrohen den Lebensraum von Wildtieren und Pflanzen, indem wir die Fläche für Landwirtschaft und Siedlungsbau immer weiter ausweiten. Wir destabilisieren unser Klimasystem und ungünstige Wetterphänomen wie Dürren und Unwetter nehmen zu. Das Artensterben schreitet mit beispielloser Verlustrate voran. Vielfalt ist allerdings wichtig, weil sie einen großen Einfluss auf die Stabilität der natürlichen Ökosysteme und auf die von ihnen erbrachten hat – etwa sauberes Wasser und Luft oder Nahrungsmittel.

Die Herausforderungen, denen unsere Zielgruppe – pastorale Gemeinden und Kleinbauern in Ostafrika, die stark von ihren Nutztieren anhängig sind – immer wieder begegnet, sind z.B.:

  • Ernährungsunsicherheit, die schnell entsteht, wenn Dürren oder Überschwemmungen, die Nahrungs- und Futtermittelgrundlagen zerstören, Nutztiere durch Seuchen sterben oder geschwächt werden oder ohnehin knappe Nahrungsmittel zu schnell verderben
  • Die Zunahme zoonotischer Krankheiten, also jener Infektionskrankheiten, einschließlich Parasitosen und Tollwut, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden
  • Ungenügende Wasser- und Sanitärversorgung, so dass sich Infektionskrankheiten, darunter z.B. auch Wurmerkrankungen, schnell und ungehindert ausbreiten können
  • Lebensmittelhygiene, die schlecht ist, wenn Wasser und Sanitärversorgung fehlen und Unwissenheit über hygienischen Umgang mit schnell verderblichen tierischen Lebensmitteln besteht
  • Wirtschaftliche Instabilität bzw. schwere Armut, die schnell eintreten können, wenn klimabedingte Ernteausfälle oder Tierseuchenausbrüche sowie Konflikte und Krieg, die in unseren Projektregionen häufig sind, die Lebensgrundlage zerstören.
  • uUsachgemäße und zu häufige Verwendung von z.B. Antibiotika zur Behandlung von Infektionen bei Menschen und Tieren
  • Knapper werdende natürliche Ressourcen, wie Weideland und fruchtbarer Boden, durch nicht-nachhaltige Bodennutzung, wie Übernutzung und Wirkungen des Klimawandels.

Was ist ein One-Health-Projekt?

Ein One-Health-Projekt schafft – durch einen sektorübergreifenden, transdisziplinären und kooperativen Ansatz – einen Mehrwert für die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt. Ein One-Health-Projekt wird sektorübergreifend, d. h. unter Berücksichtigung sozialer und wirtschaftlicher Aspekte, geplant und durchgeführt, wobei die Bereiche Human-, Veterinär- und Umweltgesundheit einbezogen werden.


© Tierärzte ohne Grenzen e.V.

Was tun wir ganz konkret?

ToGeV mit seiner Kernkompetenz in der Veterinärmedizin und Tierhaltung ist seit langem ein zentraler Akteur im Wirkungsdreieck von One Health. Seit beinahe 30 Jahren leisten wir einen elementaren Beitrag zu Gesundheit und Wohlergehen nicht nur der Nutztiere unserer Zielgruppe, sondern auch für die Menschen und die sie umgebende Umwelt. Dabei sind Projekte in der Regel so gestaltet, dass mehrere Bedarfe auf einmal gedeckt – multisektoral und integriert – werden. Zu unseren Handlungsfeldern gehören veterinärmedizinische Dienstleitungen und Lebensmittelhygiene, sowie WASH (Zugang zu Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene), Ernährungssicherung und Einkommenssicherung, klimawandelangepasste und klimaschonende Landwirtschaft sowie Tierwohl und Umweltschutz. Daneben werden weitere wichtige Themen der ländlichen Entwicklung in den meisten unserer Projekte als sogenannte Querschnittsthemen gefördert, allen voran Bildung, Frauenförderung und Friedensförderung.

In den letzten Jahren konnten wir vermehrt dezidiert One-Health-Projekte mit Partnern umsetzen, die ihre Kernkompetenz im Bereich Humanmedizin, Ressourcenmanagement oder im Umweltschutz haben und dadurch die Synergien der Zusammenarbeit besonders gut nutzen. So kooperierten wir bspw. in Nordkenia mit dem Comitato Collaboratione Medica (CCM) mit humanmedizinischem Arbeitsschwerpunkt und den Wettervorhersageexperten von Translate into Action (TRiM), um Menschen im Umgang mit den längeren und häufiger werdenden Dürren zu unterstützen. Die Widerstandskräfte von Menschen und Tieren wurden durch human- bzw. veterinärmedizinische Dienstleistungen gestärkt. Gleichzeitig verbesserten gesündere und sich vermehrende Tiere die Nahrungsmittelversorgung und die Einkommensmöglichkeiten. Zudem unterstützen wir Pastoralist*innen dabei, sich frühzeitig auf drohende Dürreperioden einzustellen und entsprechende Vorkehrungen zu treffen.

„Human- und Tiermedizin müssen in den kommenden Jahren viel enger zusammenarbeiten um die Herausforderungen der „Einen Gesundheit“ im Bereich der Resistenzen verschiedener Erreger gegen Medikamente wirksam entgegenzutreten sowie die Lebensmittelsicherheit und den Schutz vor neuen Erkrankungen tierischen Ursprungs sicherzustellen.“
Dr. Klaus Reinhardt
Präsident der Bundesärztekammer

12 Monate – 12 Projekte: Themenmonat „One Health“

Im Rahmen unserer „12 Monate – 12 Projekte“-Kampagne beleuchten wir im Themenmonat „One Health“ die Grundsätze des Konzepts und seine Bedeutug für die humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit im Kontext unserer Projektarbeit.

Zur Kampagne

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Melden Sie sich gerne bei uns.

Antonia Braus

Referentin One Health & Scientific Affairs

antonia.braus@togev.de