Neustart für befreite Kindersoldaten im Sudan

Seit dem Ausbruch des Konflikts zwischen den Sudan Armed Forces und dem Sudan People's Liberation Movement-North im Jahr 2011 haben die Bundesstaaten Südkordofan und Blue Nile State die Konsequenzen sehr zu spüren bekommen und erleben nun u.a. Vertreibung und den Verlust von Lebensgrundlagen. Viele Kinder verloren durch den Konflikt ihre Eltern, Geschwister oder andere für sie wichtige Bezugspersonen. Ohne ihren Schutz wurden viele von ihnen rekrutiert, um als Soldat in den Konflikt zu ziehen oder andere Dienste auszuüben - etwas, das kein Kind jemals erleben sollen müsste. Gemeinsam mit UNICEF haben wir eine Reintegrationsstrategie entwickelt, um mehr als 1.500 Mädchen und Jungen, die aus den Fesseln des Konflikts befreit werden konnten einen Neustart zu ermöglichen. Dazu gehört zum einen die Möglichkeit einer beruflichen Ausbildung und zum anderen die besonders wichtige psychologische Betreuung der Kinder, denn derartige Erfahrungen vergisst man nicht einfach. Neben der Reintegration der Kinder geht es in diesem Projekt jedoch auch vor allem darum, sie vor den sie ständig begleitenden Gefahren des Konflikts zu schützen.

Ehemalige Kindersoldat:innen im Blue Nile State.
© Tierärzte ohne Grenzen e.V.

Projekt in Zahlen und Fakten

  • 6.000

    Erreichte Kinder
    & Gemeindemitglieder

  • 210

    geschulte Lehrer*innen,
    Mitglieder der lokalen Regierung
    & Sozialarbeiter*innen

  • 782.184

    USD Budget

Reintegration in ein neues Leben

Was möchtest du werden, wenn du groß bist?

Keines der Kinder, die ihrer Kindheit so früh beraubt wurden, hätte auf diese Frage wohl mit „Kindersoldat“ geantwortet. Nachdem die Kinder aus den Konfliktzonen heraus und in Sicherheit gebracht werden, werden sie oftmals mit einer Welle der Orientierungslosigkeit überflutet, denn viele von ihnen kennen nichts anderes als den Konflikt. Sie mussten zu schnell erwachsen werden, hatten keine Zeit sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. Entscheidend ist also, ihnen direkt eine Perspektive zu bieten, die Möglichkeit einen beruflichen Ausbildungspfad zu wählen.

In diesem Projekt können die Kinder in verschiedene Bereiche schnuppern, Workshops belegen und eine berufliche Ausbildung erhalten. Dazu gehören z.B. das Erlernen administrativer Aufgaben, wie etwa die Bedinung eines Computers, Drucken und Kopieren oder auch die Erstellung einer Markt- und Zielgruppenanalyse um später ein eigenes Unternehmen aufbauen zu können.

Speziell an junge Frauen richtet sich ein Kurs, in dem sie lernen Sanitärartikel, wie etwa Stoffbinden zu erstellen und erhalten die nötigen Materialien, um sich als Gruppe zu organisieren und selbstständig zu machen. Für landwirtschaftlich Interessierte gibt es Workshops über nachhaltige und klimaresistente Anbautechniken und sie erhalten ein Starter-Kit mit Saatgut und wichtigen Werkzeugen. Andere wiederum erhalten Tiere, um sich ihr Einkommen durch den Verkauf tierischer Produkte und Vieh zu sichern. Einige absolvieren außerdem die Grundausbildung zum/zur Tiergesundheitshelfer*in, um den Zugang zu veterinärmedizinischen Dienstleistungen in ihrer Region zu stärken.

Projekteilnehmer:innen der Reintegration von Kindersoldat:innen.
© Tierärzte ohne Grenzen e.V.

© Tierärzte ohne Grenzen e.V.
Eine Gruppe junger Frauen nimmt an einer beruflichen Schulung teil.
© Tierärzte ohne Grenzen e.V.

Schutz und Begleitung

Derartige Erinnerungen vergisst man nicht einfach – sie begleiten die Kinder und beeinflussen ihr Wohlbefinden und ihre psychische Gesundheit. Deshalb ist es uns besonders wichtig diese Kinder nicht einfach auszubilden und sofort alleine in die große weite Welt zu schicken. Um den Kindern die Sicherheit und Geborgenheit zu bieten, die sie eigentlich schon lange hätten spüren sollen, wird die ganze Gemeinde in diesen Prozess involviert. Zunächst war es wichtig Kinder und ihre Familien wieder zueinander zu führen: 40 Kinder konnten wir bereits mit ihren Familien vereinen. In Habila in Südkordofan haben wir zwei Jugendzentren eingerichtet, sodass Kinder und Jugendliche einen geschützten Rückzugsort und Treffpunkt in ihrer Freizeit haben. Außerdem haben 120 lokale Lehrer*innen und 60 Mitglieder der lokalen Regierung eine Schulung über wichtige Schutzmechanismen für Kinder erhalten und wurden über die Rekrutierungstaktiken der am Konflikt beteiligten Gruppen aufgeklärt, um diese zu verhindern. Die Ausbildung von 30 in der Gegend situierten Sozialarbeiter*innen stellt sicher, dass betroffene Kinder und ihre Familien eine*n vertrauensvolle*n Ansprechpartner*in haben und Schutzprogramme und -mechanisem erfolgreich und nachhaltig umgesetzt werden können.

 

Friedensförderung als Teil unserer Projektarbeit

Knappe natürliche Ressourcen, wie etwa Weide und Wasser sowie weitverbreitete Armut sind wesentliche Gründe für gewaltsame Auseinandersetzungen in unseren Projektländern. Häufiger werdende Dürren und andere klimabedingten Katastrophen verschlechtern die Situation der Pastoralist*innen zunehmend. Wir mindern das Konfliktpotential.

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© Henry Fuchs