Gegen die Fluten – Nilhochwasser im Südsudan

Vom Nilhochwasser der Jahre 2020-2021 waren im Südsudan fast eine Million Menschen betroffen, davon 76% im Bundesstaat Jonglei. Mit unserem Projekt vor Ort reagieren wir auf akute Bedarfe, um langfristig die Lebensgrundlagen der betroffenen Gemeinden zu erhalten.

Überschwemmtes Haus

Das Projekt im Überblick

  • FERJ -Flood Emergency Response in Jonglei

    Offizieller Titel

  • Diakonie Katasthrophenhilfe

    Geber*in

  • 845.000 Euro

    Budget

  • 15.11.2020 – 28.02.2022

    Dauer

Mit Deichen gegen die Fluten

Überschwemmungen des Nils sind als saisonale und zyklische Phänomene nichts Neues für die Menschen, die an seinem Ufer leben. Zum Schutz von Menschen, Tieren und landwirtschaftlichen Flächen existiert ein gestaffeltes Deichsystem. Der erste oder auch Hauptdeich wurde in den 1980er Jahren gebaut, um die häufigen Überschwemmungen durch Nilwasser zu verhindern. Darüber hinaus bauen Dorfgemeinschaften kleinere Deiche – sogenannte zweite Deiche – um ihre Siedlungen zu schützen. Bei Überschwemmungen legen Haushalte außerdem kleinere Deiche um ihre Häuser an (dritte Deiche).

Sowohl die bis zum Friedensabkommen 2018 anhaltenden Kriege und Konflikte als auch die schweren Überschwemmungen 2019, 2020 und 2021 haben die Kapazitäten der Gemeinschaften, die Deiche instand zu halten und zu reparieren, stark eingeschränkt. Deshalb ist es dringend notwendig, durchlässige Stellen der Deiche zu identifizieren und Reparaturen durchzuführen. Darüber hinaus müssen die Bedürfnisse besonders gefährdeter Haushalte sowie die Gesundheit und Produktivität der Viehbestände gesichert werden.

Einsatz der Jugend für die Gemeinschaft

In der Vergangenheit waren Jugendliche für die Überwachung und Reparatur der Deiche verantwortlich. Um diese Aufgabe übernehmen zu können, machten sie sich mit lokalen Techniken und Fertigkeiten vertraut. Aufgrund der aufeinanderfolgenden schweren Überschwemmungen war es den Jugendlichen nicht möglich, die immer wieder umfangreichen Arbeiten zu leisten. Auch, weil sie aufgrund der mit den Fluten einhergehenden Erwerbsunsicherheit dazu beitragen mussten, für die Grundbedürfnisse ihrer Familien und Angehörigen zu sorgen. Damit das bestehende Wissen und die bereits erlernten Fertigkeiten in die Instandsetzung der Deiche integriert werden konnte, erhielten teilnehmende Jugendliche vorbehaltliche Bargeldtransfers. Im Fokus der Arbeit sowie der darin enthaltenen Weiterbildungen stand die Errichtung kleinerer Deiche (dritte Deiche) und die Instandsetzung bzw. Stärkung der vorab identifizierten weggebrochenen oder geschwächten Deichabschnitte.

Jugendliche bei der Reapratur durchbrochener Stellen eines Deiches im Südsudan

Ergebnisse

14 beschädigte und 15 geschwächte Abschnitte konnten mithilfe der Jugendlichen neu aufgebaut oder instandgesetzt werden. Unter Anleitung wurde den Teilnehmer*innen Grundlagenwissen zum Aufbau unterschiedlicher Deichtypen, zum Schutz am Arbeitsplatz oder dem Bau eines Sandsackdeiches vermittelt. Bereits seit Jahrzehnten existierende Praktiken zur Abmilderung der flutbedingten Folgen sowie Bedürfnisse der Gemeinschaften wurden in die Trainings der Jugendlichen integriert, wenn möglich oder notwendig aber im Hinblick auf Effektivität und Langlebigkeit angepasst.

Schutz der Tiere sichert Ernährung

Schwere Überflutungen führen dazu, dass Nutztiere in den Wassermassen umkommen. Stehendes Wasser trägt darüber hinaus auch zur Verbreitung von Krankheiten und dementsprechend zu einer weiteren Verringerung der Nutztierbestände. Um dem Verlust von Tieren entgegenzuwirken, wurden 30.000 Schafe, Ziegen und Rinder geimpft oder tiermedizinisch behandelt. Damit konnte insgesamt eine 30%ige Verringerung der Sterblichkeit des Viehbestands erreicht werden.

Zusätzlich wurde die kommunale medizinische Versorgung von Tieren gestärkt. 50 Tiergesundheitshelfer*innen erhielten jeweils zwei Tierarzneimittel-Sortimente sowie vorbehaltliche Geldtransfers, um in den betroffenen Gemeinden Unterstützung zu leisten.

Rinder auf überfluteter Fläche

Unterstützung besonders gefährdeter Haushalte

2.530 besonders gefährdetet Haushalte erhielten bedingungslose Bargeldtransfers. Damit sollte sichergestellt werden, dass die betroffenen Menschen ihre Grundbedürfnisse wie Essen, Unterkunft oder medizinische Versorgung decken können.

Insgesamt konnte das Projekt dazu beitragen, unmittelbare Bedarfe der durch die Überschwemmungen betroffenen Menschen zu decken, zur Verbesserung der Ernährungssicherheit und zur Sicherung des Lebensunterhalts beitragen. Die Impfung und Behandlung der von den Fluten geschwächten Nutztierbestände konnte zur Produktivitätssteigerung derselbigen beitragen. Auf die Instandsetzung der bestehenden Deiche folgte außerdem ein gemeinsam mit den Gemeinden erarbeiteter Plan, wie die Instandhaltung von Deichen in unterschiedlichen Phasen gewährleistet werden könnte.

Die wiederholten schweren Überschwemmungen 2022 machen unsere Präsenz vor Ort weiter notwendig. Erfahre hier mehr über unser Nachfolgeprojekt, mit dem wir uns auf die Unterstützung besonders gefährdeter Haushalte konzentrieren.