Mit Samen, Ziegen und besseren Böden für mehr Ernährungssicherheit

Wiederkehrende lebensbedrohliche Krisen schränken den Zugang pastoraler Gemeinschaften zu ausreichender Nahrung und Trinkwasser ein. Nahrungsmitteldefizite und Unterernährung - insbesondere von Kindern - sind die Folgen. Durch integrierte Maßnahmen im Bereich Ernährungssicherheit, Umweltschutz sowie Zugang zu Wasser unterstützen wir Menschen, Tiere und Umwelt.

Das Projekt im Überblick.

  • Multisektorale Intervention zur Stärkung der Ernährungssicherheit und
    Widerstandsfähigkeit (agro)pastoraler Gemeinden im Sudan, Südsudan,
    Äthiopien und Kenia

    Offizieller Titel

  • Auswärtiges Amt

    Geber

  • 1,500,000 €

    Budget

  • 15.08.2021 – 31.12.2023

    Dauer

Wiederkehrende lebensbedrohliche Krisen gehören zu den größten alltäglichen Herausforderungen für am Horn von Afrika lebende Gemeinschaften: Dürreperioden oder Springfluten, schwindende natürliche Ressourcen oder Heuschreckenplagen, genauso wie Konflikte sowie aus politischer und wirtschaftlicher Instabilität resultierende Krisen tragen in ihrer Gesamtheit einer Verschlechterung der Lebenssituation pastoraler Gemeinschaften bei. Betroffen sind der Zugang zu ausreichender Nahrung, Trinkwasser, die Gewährleistung grundlegender Lebensbedingungen und die Sicherheit der jeweiligen Gemeinschaften.

Berechnungen für den Sudan haben ergeben, dass über 10% der Bevölkerung dringend humanitärer Hilfe bedürfen – 4,8 Millionen Menschen leiden unter Nahrungsmitteldefiziten, 2,3 Millionen Kinder an akuter Unterernährung. Durch unser Projekt „Integrierte Lebensrettung und DRR-Initiativen im Sudan (ILDRR)“ will VSF Deutschland einen Beitrag zur Nahrungs-, Ernährungs- und Lebensunterhaltssicherung leisten. Damit soll die Gesundheit und der Schutz vor wiederkehrenden Krisen für besonders gefährdete (agro-pastorale) Gemeinschaften in ländlichen Gebieten durch integrierte lebensrettende und das Risiko von Katastrophen mindernde Maßnahmen gestärkt werden.

Das vom Auswärtigen Amt finanzierte Projekt ist regional ausgerichtet. Es konzentriert sich auf den Sudan, den Südsudan, Äthiopien und Kenia. Im Vordergrund steht die Bewältigung der Herausforderungen, mit denen pastorale Gemeinschaften konfrontiert sind. Gemeinsam mit lokalen Partnern wollen wir insgesamt 245.000 Menschen (Binnenvertriebene, Aufnahmegemeinschaften, Flüchtlinge und Rückkehrer) unterstützen.

Die einzelnen Maßnahmen im Überblick

Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit

Die Kombination aus klimabedingten Gefahren (wiederkehrende und anhaltende Dürren und/oder Überschwemmungen) und andauernden Konflikten (Unruhen zwischen den Gemeinschaften oder Bürgerkrieg), zusätzlich zu strukturellen Schwachstellen (allgemein schwache Volkswirtschaften, begrenzte Fähigkeit zur Bewältigung oder Anpassung, geringer Zugang zu oder fehlende Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheit und Veterinärmedizin) haben die Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit weiter verschlechtert. Kinder unter fünf Jahren und Frauen im gebärfähigen Alter gelten als die am stärksten betroffenen Gruppen unter der (agro-)pastoralen Zielbevölkerung.

Samen und Ziegen für eine ausgewogene Ernährung

Das Projekt begegnet dieser Herausforderung durch die Distribution verschiedener landwirtschaftlicher Samen und die Aufstockung mit Ziegen. Vor allem die Verteilung von Ziegen ist wichtig, da sie eine nachhaltige Milchquelle für Familien, insbesondere für Kinder darstellen. Ziegenmilch ist sehr nahrhaft und reich an wichtigen Nährstoffen wie
Proteinen, Kalzium und Vitamine, die für das Wachstum und die Allgemeingesundheit von Kindern wichtig sind. Sie trägt somit, selbst in herausfordernden Umgebungen mit begrenztem Zugang zu anderen Nahrungsquellen, zu einer ausgewogenen Ernährung bei.

Für fruchtbare Böden

Die Rehabilitation von Weideland ist eine weitere wichtige Maßnahme. Deshalb hilft die Wiedernutzbarmachung karger Böden durch Praktiken wie Wiedereinsaat und Drainagesysteme zum Wasserschutz, das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen. Das Wachstum nahrhaften Futters ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Nutztiere gedeihen, gesund bleiben und so die dringend benötigte Milch produzieren.

Investitionen in die Wiederherstellung von Weideland kommen dementsprechend nicht nur der Umwelt zugute. Sie haben auch direkte positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Bevölkerung; insbesondere für Kinder, weil diese für eine gesunde Entwicklung auf die in Tiermilch enthaltenen Nährstoffe angewiesen sind.

Zusammen mit dieser Maßnahme werden die Gemeinden in der Anpassung an den Klimawandel in der Landwirtschaft geschult. Als Mittel zur Steigerung der Produktion und Produktivität der betroffenen Bauerngemeinschaften soll so die Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit von Kleinbauern verbessert werden. Dies ist eine ernährungssensible Maßnahme, die sich an Familien mit unterernährten Kindern, schwangeren Frauen und stillende Mütter richtet.

Wasser, Gesundheitspflege und Hygiene

Der Zugang zu Wasser für Mensch und Tier ist in den ariden und halbtrockenen Gebieten (ASALs) lebenswichtig.

Unzureichende Investitionen in die Wasserinfrastruktur und -verteilungssysteme in Verbindung mit einer schlechten Verwaltung von Wasserquellen und -einrichtungen haben zu einem begrenzten Zugang zu qualitativ hochwertigem Wasser beigetragen.

Der Zugang zu sicherem Trinkwasser ist eine wesentliche Voraussetzung zur Ernährungssicherheit und ausreichender Ernährung sowie Voraussetzung für die Aufrechterhaltung angemessener Hygiene und sanitärer Einrichtungen. Letztere sind ein entscheidender Faktor bei der Verhütung von lebensbedrohlichen Krankheiten wie Cholera, akuter wässriger Diarrhoe bei Kindern und – heute besonders – vor allem COVID19.

Die Instandsetzung und Aufrüstung von Wasserstellen ist eine zentrale Aufgabe, um den Zugang zu sicherem Wasser für den Hausgebrauch und zum Tränken der Nutztiere sicherzustellen. Außerdem tragen die damit verbundene Hygieneförderung und Umwelthygiene zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit bei.

Sicherung von Grundbedarfen

Die Durchführung von Mehrzweck-Bargeldtransfers hat das Ziel, den dringenden Bedarf besonders gefährdeter Personen (-gruppen) zu decken. Dazu gehören insbesondere neue Rückkehrer aus dem Südsudan und Äthiopien. Diese Maßnahme unterstützte bedürftige Haushalten soweit, dass es ihnen möglich war, dringende Grundbedürfnisse ohne Einschränkungen zu decken.

Schulungen zum Umgang mit geschlechtsspezifischer Gewalt

Frauen und Mädchen sind in Ländern wie dem Sudan besonders schutzbedürftig.
Dieser Umstand ist auf ein häufig niedriges Bildungsniveau der Frauen, die begrenzten Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und die damit verbundene wirtschaftliche Abhängigkeit zurückzuführen. Damit erhöht sich ihr Risiko, verschiedenen Formen von Ausbeutung und Übergriffen ausgesetzt zu sein. Nicht selten tragen Frauen die alleinige Last der Kindererziehung und sind mit schwierigen und missbräuchlichen Bedingungen konfrontiert. In vielen Fällen werden Mädchen zu frühen Ehen gezwungen und haben keinerlei Chancen auf Bildung. Deshalb ist geschlechtsspezifische Gewalt eine ernstzunehmende Bedrohung.

Darüber hinaus sind Kinder im Allgemeinen sowie Menschen mit Behinderungen einem höheren Risiko von Unterernährung, armutsbedingten Krankheiten sowie Ausbeutung ausgesetzt und daher ebenfalls besonders schutzbedürftig.

Durch die Schulung von Regierungsmitarbeiter*innen im Bereich der Prävention und Reaktion auf geschlechtsspezifische Gewalt sollen diese in die Lage versetzt werden, die Umsetzung von Maßnahmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt erfolgreich zu unterstützen. Hauptziel des Projektes ist die Verbesserung eines schützenden Umfeldes für Frauen und Mädchen.