Noch schneller und effektiver: Unser neuer afrikanisch-deutscher Vorstand

15.05.2024

Mit Tinega Ong‘ Ondi und Christian Griebenow leiten jetzt zwei erfahrene Direktoren gemeinsam die Geschäfte von Tierärzte ohne Grenzen e.V. (ToGeV): Als Regionaldirektor in Nairobi leitet Tinega vor Ort die Projekte in Ostafrika, während Christian sich weiterhin als Managing Direktor aus Berlin um die geschäftlichen Belange kümmert.

Vorstandsmitglieder Christian und Tinega

„Gemeinsam entscheiden – gemeinsam verantworten“ heißt die neue Devise. Eine im September 2023 beschlossene Satzungsänderung verbessert die Arbeit von ToGeV. Neu verteilte Verantwortlichkeiten sorgen dafür, dass wir noch schneller handlungsfähig sind. Für eine Organisation, die humanitäre Hilfe leistet, ist das nötig. Denn Kriege, Dürren, Seuchen u.a. verlangen oft eine rasche Anpassung unserer Projektabläufe.

Um die Flexibilität und damit die Effektivität in der Durchführung humanitärer und Entwicklungshilfeprojekte weiter auszubauen, wurde am 4. Dezember 2023 eine neue Satzung verabschiedet. Dank der darin enthaltenen Anpassung werden die Geschäfte der Organisation jetzt durch einen hauptamtlichen Vorstand geleitet. Dieser wird vom ehrenamtlichen Aufsichtsrat bestimmt, welcher durch die ordentlichen Mitglieder gewählt wurde.

Was ist noch neu?

Wichtige Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Mit der neuen paritätischen Besetzung des Vorstandes mit erfahrenen Direktoren aus dem Projektgebiet und der Geschäftsstelle in Berlin stärken wir unsere internationale Ausrichtung und verbessern die Kommunikation zwischen Länderbüros, Regionalbüros und HQ.

Warum das wichtig ist und wie wir damit unseren Einsatz für gesunde Tiere, gesunde Menschen und eine gesunde Umwelt stärken, beschreiben Tinega und Christian in unserem Interview.

Tinega, du vertrittst ToGeV als Regionaldirektor in Ostafrika. Nun bist du auch Mitglied des ToGeV-Vorstands. Was bedeutet das für deine tägliche Arbeit?

„Ich bin überzeugt, dass die Zusammenarbeit zwischen der Geschäftsstelle in Berlin, dem von mir geführten Regionalbüro in Nairobi und den Länderbüros jetzt noch enger wird. Unsere Länderbüros sind in Äthiopien, Kenia, Somalia, Sudan, Südsudan und Uganda. Deren Arbeit koordiniere ich von Nairobi aus, indem ich die Management-Teams der Länderbüros mindestens einmal pro Monat kontaktiere. Sind Änderungen innerhalb der Projekte nötig, wird dazu in der Regel der Vorstand befragt. Nun stehe ich dafür als direkter Ansprechpartner zur Verfügung. Bei größeren Problemen kann ich mich jetzt jederzeit viel einfacher mit Christian abstimmen. Das macht die Abläufe schneller und effizienter.“

Hast du in deiner neuen Funktion auch mehr Einfluss auf die Projektabläufe?

„Wir standen schon immer im engen Austausch mit dem Hauptsitz in Berlin, wenn laufende Projekte angepasst werden müssen – das kommt relativ oft vor. Bei einer Laufzeit mancher Projekte von nur etwa ein bis zwei Jahren muss alles gut koordiniert sein. Die Projekte müssen reibungslos klappen, die lokalen Mitarbeiter*innen müssen ausgebildet und eine regelmäßige Überprüfung sichergestellt sein. Das alles ist einfacher, wenn ich darüber auf kurzem Weg mit Christian beraten kann. Und vielleicht kann ich mich durch unser neues Modell stärker für die Fortsetzung von weiteren wichtigen Projekten einsetzen: Ein Beispiel ist die Rehabilitation von Kindersoldat*innen im Südsudan. Die Förderung ist ausgelaufen, aber das Problem besteht weiter. Es liegt mir sehr am Herzen, für diese Kinder eine Zukunftsperspektive außerhalb des Militärs zu schaffen.“

Christian, du teilst dir jetzt den Vorstand mit Tinega und hast dafür im Vorfeld auch votiert. Was sind deine Gründe?

„Wir entsenden grundsätzlich keine Expert*innen in Projektländer, sondern arbeiten mit unseren erfahrenen Kolleg*innen vor Ort. Ein regelmäßiger Austausch aller Beteiligten auf Augenhöhe ist für uns deshalb ein Muss. Nur so ist es möglich, den Bedarf an humanitärer Hilfe aktuell und richtig einzuschätzen. Mit dem One-Health-Ansatz geht es um Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt. Mit Tinega im Vorstand ist nun auch formal die Programmkompetenz in der obersten Leitung des Vereins präsent. Zugleich wird mit der neuen Organisationsform mehr Verantwortung an die Projektländer gegeben. Das ist in der humanitären Hilfe etwas Innovatives. Für mich bedeutet das Entlastung bei Entscheidungen.

Hört sich an, als ob der neue ToGeV-Vorstand etwas Besonderes ist!?

„In gewisser Weise schon. Zwar dürfte es global auch in anderen NGOs Vorstände geben, die paritätisch besetzt sind, aber meines Wissens verfügen nur wir über einen Vorstand, in dem Afrikaner*innen und Europäer*innen gleichstark vertreten sind. Eine international ausgerichtete Zusammenarbeit wird in Organisationen, die weltweit humanitäre Hilfe leisten, aber immer mehr zum Standard“.

Ziemlich komplexes Thema für einen ehemals „kleinen“ Verein! Hat sich Tierärzte ohne Grenzen verändert?

Christan: „Ja, und das sind gute Veränderungen! Wir sind seit 2018 Mitglied im Koordinierungsausschuss für Humanitäre Hilfe des deutschen Auswärtiges Amts. Unsere Projekte werden in großem Umfang mit institutionellen Mitteln aus den USA, den Vereinten Nationen, der EU und Deutschland finanziert. Als Mitglied im Dachverband Vétérinaires Sans Frontières International engagieren wir uns außerdem sehr stark für Tierwohl, die tierärztliche Katastrophenhilfe und den Kampf gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten. Wir sind längst eine mittelgroße Organisation. Und dazu eine sehr effektive. Das wurde auch von der Stiftung Warentest Finanztest bestätigt.

Tinega: „Ich bestätige, dass alle ToGeV-Projekte im Zeichen des Tierwohls stehen. Für Menschen in Ostafrika ist die Tierhaltung oft die wichtigste Ernährungs- und Einkommensquelle. In den meisten Ländern des globalen Südens besteht jedoch ein massiver Mangel an Tierärzt*innen im ländlichen Raum. Deshalb bilden wir Tiergesundheitshelfer*innen aus. Wir bemühen uns mit ihnen, die Gesundheit der Tiere durch artgerechte Haltungsbedingungen und Aufklärung zu verbessern und eine Basis an Gesundheitsversorgung zu schaffen. ToGeV engagiert sich auch sehr aktiv in der Tollwutbekämpfung. Und wir setzen uns für den verbesserten Zugang zu Wasser und Nahrung in Dürre-Regionen ein – für Tiere und für Menschen.“

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Das Interview führte Dr. Beate Grübler | med media Redaktionsbüro