Eselwohl und Existenzsicherung in Somaliland

Tierärzte ohne Grenzen setzt gemeinsam mit Brooke East Africa ein Projekt in Somaliland um, das das Wohlergehen arbeitender Esel verbessern und die Widerstandsfähigkeit von Haushalten mit Nutztieren stärken soll. Esel sind für viele städtische und stadtrandnahe Familien in Hargeisa, Gabiley und Wajaale unverzichtbar – doch ihr Wohlergehen bleibt meist unbeachtet. Durch verbesserten Zugang zu tierärztlichen Leistungen, gemeindebasierte Haltungspraktiken und Maßnahmen zur Einkommensdiversifizierung trägt das Projekt zu langfristigen Verbesserungen sowohl im Tierschutz als auch in der wirtschaftlichen Sicherheit der Haushalte bei.

Arbeitender Esel zieht einen beladenen Karren in einem städtischen Gebiet von Somaliland – das Projekt zielt darauf ab, den Tierschutz zu verbessern und Haushalte mit Eseln zu unterstützen.
Arbeitender Esel in Somaliland. Das Projekt unterstützt den Tierschutz und den Lebensunterhalt in städtischen Gebieten.
© Tierärzte ohne Grenzen

Das Projekt im Überblick

  • Improving Donkey Welfare for Economic Empowerment of Urban and Peri-Urban Households in Maroodjex Region in Somalilan 

    offizieller Titel

  • Brooke East Africa

    Geber

  • 260.000 USD

    Budget (Schätzung für 2 Jahre)

  • April 2025 – March 202

    Dauer

Hintergrund

Mehr als 120.000 Esel sind in Somaliland für den Alltag unverzichtbar – insbesondere in Städten und angrenzenden Gebieten, wo sie Wasser, Brennholz, Baumaterialien oder Lebensmittel transportieren. Trotz dieser zentralen Rolle werden die Tiere häufig vernachlässigt, überlastet und nicht ausreichend medizinisch versorgt. Die Ursachen sind vielfältig: wirtschaftliche Not der Halter*innen, fehlender Zugang zu tierärztlicher Versorgung, geringe gesellschaftliche Wertschätzung für Esel sowie ein Mangel an Schutzmaßnahmen im Bereich Tierschutzpolitik.

Wiederkehrende Dürren und Umweltzerstörung verschärfen die Situation zusätzlich. Seit 2019 arbeitet Tierärzte ohne Grenzen mit Brooke East Africa zusammen, um in mehreren Phasen strukturelle Verbesserungen in der Tiergesundheit, Aufklärung, Infrastruktur und Gemeindestärkung zu erreichen. Die nun beginnende Projektphase schließt gezielt bestehende Lücken – unter anderem in der medizinischen Versorgung, im Zugang zu Wasser und Futter sowie in der Umsetzung von politischen Maßnahmen und der Schaffung nachhaltiger Lebensgrundlagen.

Ein arbeitender Esel, der in einem dicht bebauten Stadtgebiet in Somaliland vor einen Karren gespannt ist – ein Bild, das die tägliche Last dieser Tiere und die Notwendigkeit einer Verbesserung ihrer Lebensbedingungen verdeutlicht.
Esel transportieren täglich schwere Lasten. Das Projekt fördert eine bessere Pflege, Fütterung und Arbeitsbedingungen.
© Tierärzte ohne Grenzen

Projektbeschreibung und (erwartete) Ergebnisse

In den kommenden zwei Jahren sollen rund 10.000 Arbeitse­sel und 6.000 Haushalte in Hargeisa, Wajaale und Gabiley vom Projekt profitieren. Im Zentrum steht die Verbesserung des Tierwohls durch:

  • besseren Zugang zu tierärztlicher Versorgung,

  • verbesserte Ernährung,

  • mehr Wasserverfügbarkeit,

  • sowie Einkommensdiversifizierung der Tierhalter*innen.

Die tierärztlichen Leistungen werden durch die Schulung und Begleitung von Community Animal Health Workers (CAHWs) sowie durch die Unterstützung von vier bestehenden Behandlungszentren ausgeweitet. Paraveterinär*innen erhalten Fortbildungen in Krankheitsmanagement und Schmerzbehandlung. Gleichzeitig werden die Verbindungen zwischen CAHWs, Eselhalter*innen und amtlichen Tierärzt*innen gestärkt, um eine koordinierte Versorgung sicherzustellen.

Um Ernährungslücken zu schließen, wurden dürreresistente Futterpflanzen wie Sorghum und Mais eingeführt. Haltergemeinschaften erhielten Schulungen in Futtermittelproduktion und -lagerung – so konnte nicht nur die Futterversorgung verbessert, sondern auch Einkommen durch den Verkauf von Überschüssen erzielt werden. Zudem wird ein Bohrloch saniert und vier Tränken neu errichtet. Gemeindebasierte Wasserkomitees übernehmen die Verwaltung und Wartung – so werden sowohl Tiere als auch Halter*innen entlastet.

Verhaltensänderungen und Bewusstseinsbildung werden durch schulische Tierschutzclubs, Gemeindeforen und Multimedia-Kampagnen gefördert. Ziel ist es, langfristig tiergerechtere Haltungspraktiken in den Gemeinden zu etablieren.

Außerdem unterstützt das Projekt die Umsetzung nationaler Richtlinien zum Schutz von Arbeitstieren und fördert alternative Einkommensquellen wie die Mast kleiner Wiederkäuer. Damit sollen Haushalte unabhängiger vom Einkommen durch Esel werden – zum Wohle der Tiere und ihrer Halter*innen.

(Erwartete) Wirtschaftliche Auswirkungen und Nachhaltigkeit

Das Projekt verfolgt das Ziel, den Tierschutz spürbar zu verbessern und die wirtschaftliche Stabilität eselhaltender Haushalte zu stärken. Durch die gezielte Berücksichtigung der körperlichen und emotionalen Grundbedürfnisse von Arbeitstieren – etwa ausreichend Futter, Schutz vor Verletzungen und wirksame Schmerzbehandlung – werden gesündere und widerstandsfähigere Tiere gefördert. Gesunde Esel arbeiten nicht nur effizienter, sondern leiden auch weniger – ganz im Sinne der Fünf Freiheiten des Tierschutzes. Diese Verbesserungen führen langfristig zu geringeren Behandlungskosten, höherer Produktivität und ermöglichen es den Halter*innen, ihren Lebensunterhalt mit mehr Würde und Mitgefühl zu sichern.

Auch das Einkommen der Haushalte soll steigen – etwa durch den Verkauf von Futter oder durch alternative Einkommensquellen. Die Nachhaltigkeit des Projekts wird durch die enge Verzahnung mit bestehenden Strukturen gesichert: Die tierärztliche Versorgung übernehmen ausgebildete Community Animal Health Workers (CAHWs) und staatlich unterstützte Kliniken. Für das Futter- und Wassermanagement sind lokale Gemeinschaften verantwortlich, während gezielte politische Lobbyarbeit dafür sorgt, dass das Wohlergehen von Eseln auf der nationalen Agenda bleibt.

Zentrale Säulen der Nachhaltigkeitsstrategie sind die lokale Eigenverantwortung, die Zusammenarbeit mit Regierungsstellen und der Aufbau starker tiermedizinischer Versorgungsnetzwerke. Diese miteinander verknüpften Ansätze schaffen dauerhafte Verbesserungen – für die Tiere ebenso wie für die Menschen, die auf sie angewiesen sind.