Der Esel als Arbeitstier – unersetzlich und doch oft ungeliebt
Seit ihrer Domestizierung in Ägypten vor über 6.000 werden Esel sowohl in ländlichen als auch in urbanen Gegenden Afrikas und weltweit als Arbeitstiere eingesetzt. Sie ziehen Karren oder Pflüge, transportieren Güter, Wasser und Menschen.
Esel sind bestens an wasserarme und trockene Gegenden angepasst und kommen mit wenig Futter aus. Zudem zeichnen sich diese Tiere durch hohe Tragkraft und Trittsicherheit, auch auf steinigem Grund, aus. Obwohl Esel das Leben der Menschen in Afrika, so auch in Somaliland, durch unentbehrliche Dienste bereichern, werden sie selten entsprechend wertgeschätzt: viele Tiere werden nicht angemessen gepflegt, gefüttert und getränkt und werden kontinuierlich harter Arbeit unter auszehrenden Bedingungen ausgesetzt. Um die Lebensqualität von Eseln in Somaliland zu verbessern, haben wir in Zusammenarbeit mit der internationalen Tierschutzorganisation Brooke das Projekt „Improving Donkey Welfare for Economic Empowerment of Urban and Peri-Urban Households“ ins Leben gerufen, um die Lebensbedingungen der Esel in Somaliland nachhaltig zu verbessern.
Verbesserte Haltungsbedingungen durch Schulung der Tierhalter*innen
Schlechte Behandlung muss nicht ausschließlich von Gleichgültigkeit herrühren: vielen Viehhalter*innen ist schlichtweg nicht bewusst, wie ein Esel artgerecht zu halten und zu versorgen ist. Wie sollte ein Unterstand für einen Esel aussehen? Warum sollte ein Esel regelmäßigen Kontakt zu Artgenossen haben? Was muss beachtet werden, wenn man einen Esel vor einen Karren spannt? Daher organisieren wir Trainings und Aufklärungsveranstaltung für Viehhalter*innen, um zu zeigen, dass selbst einfache Maßnahmen erheblich zum verbesserten Tierwohl beitragen können. Von derartigen Verbesserungen profitieren nicht nur die Esel: ein krankes oder verhaltensgestörtes Tier ist auch für den Menschen weniger von Nutzen! Mit diesen Lehrgängen konnten wir 2020 über 3.000 Eselhalter*innen über tiergerechtere Haltungs- und Pflegemaßnahmen aufklären. Haltungsbedingungen und Gesundheit haben sich infolgedessen für ca. 6.000 Esel verbessert.
Training und Medikamente für bessere tiermedizinische Versorgung
Nicht nur Viehhalter*innen wissen wenig über spezifische Bedürfnisse von Eseln. Auch Tiergesundheitshelfer*innen (TGH) und sogar lokale Tierärzt*innen sind oft nicht ausreichend geschult in der medizinischen Versorgung und Pflege dieser Tiere. Aus diesem Grund haben wir Trainingsseminare ausgerichtet, die Grundlagen im medizinischen Umgang mit Eseln vermittelten. In diesen fünftägigen Seminaren wurden u. a. physiologische und pharmakotherapeutische Besonderheiten von Eseln, Fixationstechniken oder tierartspezifische Pflegebedürfnisse angesprochen. Der Aufwand lohnte sich: insgesamt nahmen 15 Tierärzt*innen und 40 TGHs teil.
Um die veterinärmedizinische Infrastruktur zu verbessern, haben wir zudem TGHs sowie Veterinärapotheken mit zusätzlichen Medikamenten und medizinischem Material ausgestattet und den Aufbau von zwei spezifisch für Esel ausgestatteten veterinärmedizinischen Serviceeinrichtungen unterstützt.
Politischer Dialog und Aufklärung zur nachhaltigen Verbesserung der Haltungsbedingungen
Um die Situation von Eseln nicht nur kurzfristig zu verbessern, setzten wir auf den Dialog und Kooperation mit politischen Entscheidungsträgern. Unser Ziel ist es, ein Bewusstsein für die widrigen Lebensverhältnisse von Arbeitseseln auf Regierungs- und Verwaltungsebene zu schaffen und letztendendes zu einer Berücksichtigung dieses Sachverhaltes in tierschutzrechtlichen Normen zu finden. Dies soll u. a. zum Aufbau einer amtstierärztlichen Überwachung der Haltungsbedingungen führen.
Darüber hinaus bringen wir unser Anliegen auch an Schulen und Universitäten in unseren Projektregionen vor. Wir weisen über Radiosendungen und anschauliche Plakate und Broschüren auf tierschutzrelevante Empfehlungen in der Eselhaltung hin.