Projektbesuch: Tollwutimpfkampagnen in Machakos County, Kenia

01.04.2022

Machakos County hat in den letzten Monaten einige Tollwutausbrüche erlebt. Es ist also gut, dass wir hier sind!

Der Tag beginnt früh. Es ist vier Uhr morgens, meine Kollegin Shoshanna Hillmann-Breuer und ich (Annalena Bruse-Smith) machen uns gemeinsam auf den Weg zum Flughafen. Unsere Reise führt uns nach Kenia, denn dort steht der Besuch eines unserer Tollwut-Projekte bevor.

Nach unserer Ankunft in Nairobi geht es weiter mit dem Auto nach Machakos County, einer Region südwestlich von Nairobi. Außerhalb der Hauptstadt gehen die Straßen vom Grau des Asphalts langsam in rotgefärbte Lehmstraßen über – es ist heiß, etwas über 30 Grad.

Nach etwa zwei Stunden Fahrt erreichen wir Machakos Town, die Hauptstadt des Countys. Hier treffen wir gemeinsam mit unserem Country Director für Kenia und Somalia, Dr. Maurice Kiboye, den County Director der Veterinary Services in Machakos Dr. David Kaweru. Die Kommunikation und Kooperation mit lokalen Behörden ist für unsere Arbeit unabdingbar. Sie spielen nicht nur in der logistischen Planung der Impfkampagnen eine wichtige Rolle. Durch sie erlangen wir überhaupt erst den Zugang zur Region, lernen das Terrain, seine Leute und die lokale Kultur kennen und erhalten Sicherheitsbriefings. Nur so ist es uns möglich, das Vertrauen aufzubauen, das wir benötigen, um in die kleineren, abgelegenen Kommunen zu gelangen.

Dr. David Kaweru erzählt uns, dass Machakos County in den letzten Monaten einige Tollwutausbrüche erlebt hat. Es ist also gut, dass wir hier sind!

Shoshanna Hillmann-Breuer
Von Links: Dr. David Kaweru, Annalena Bruse-Smith, Dr. Maurice Kiboye

In den letzten Wochen wurden die Impfaktionen bereits eifrig geplant. Country Director Dr. Maurice Kiboye, Tierarzt, und Leiter des regionalen Impfteams, Dr. Ezra Saitoti, und die lokalen Behörden haben bereits die Route durch die Sub-Counties festgelegt. Das ist die erste Phase einer jeden Impfkampagne: Planen, planen, planen!

In der zweiten Phase begeben sich die Impfteams, bestehend aus Tierärzt*innen und Para-Tierärzt*innen, auf eine erste Tour durch die Sub-Counties, um Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit zu betreiben. Sie besuchen Schulen und Kirchen, verteilen Poster und Flyer und verbreiten Informationen über lokale Radiosender. Das ist ein wichtiger Schritt, denn so können sich die Gemeinden auf die Impfaktionen vorbereiten und mehr über Tollwut als Infektionskrankheit lernen.

In der dritten Phase, zu der wir passend in Machakos County angekommen sind, beginnt die zweite Tour durch die Sub-Counties: Endlich wird geimpft! Wir fahren weitere eineinhalb Stunden, die Wege werden immer holpriger, das Terrain immer trockener, die Sonne immer heißer. Unterwegs fahren wir bereits an Menschen mit ihren Hunden vorbei, die sich auf den oftmals weiten Weg gemacht haben, um ihre Tiere impfen zu lassen. Im Ward (so nennt man die kleinen Gemeinden) angekommen, warten schon einige Hundebesitzer*innen mit ihren Vierbeinern im Schatten eines Baumes.

Ezra und sein Team bauen ihre kleine Impfklinik auf. Ein guter Zeitpunkt, um mit den Wartenden ins Gespräch zu kommen!

Das ist Anton mit seinen drei Hunden.

Er hat durch die Aufklärungskampagne eine Woche zuvor von der Impfaktion gehört und den weiten Weg auf sich genommen, um seine Hunde impfen zu lassen. Anton hat von den Tollwutfällen in der Gegend gehört und möchte nun sich, seine Hunde und seine Gemeinde vor der Krankheit schützen. Von Erzählungen weiß er, dass die rechtzeitige Behanldung einer Tollwutinfektion sehr teuer werden kann. Von Ezra und seinem Team hat er gelernt, dass die Verbreitung von Tollwut durch eine einfache Impfung vermeidbar ist und freut sich, dass er seine Hunde durch ToGeV umsonst impfen lassen kann.

Das ist Jacinta mit ihrem Welpen Bex…

…, der ganz stolz die Pfote auf sein Impfzertifikat hält. Anhand dieses Papiers können alle Tierbesitzer*innen erkennen, wann die nächste Impfung ansteht. Das Papier ist allerdings auch aus einem zweiten Grund wichtig, denn sollte Bex nun jemanden beißen, sei es ein Mensch, einen anderen Hund oder ein Rind, so kann Jacinta das Impfzertifikat vorweisen und eine Tollwutinfektion direkt ausgeschlossen werden.

Reuben ist mit seiner Mutter und seinem neuen Welpen Simba zur Impfaktion gekommen.

Neben der Impfung gegen Tollwut hat Simba außerdem eine Entwurmungstablette von Ezra bekommen.

Der Reihe nach lassen alle ihre Hunde von Ezra und seinem Team gegen Tollwut impfen, entwurmen und bei Bedarf auch anderweitig behandeln.

Anschließend bauen wir unsere Zelte wieder ab und fahren weiter, um noch eine weitere Impfaktion durchzuführen. Die Straßen sind nun kaum noch befahrbar, es geht im Schritttempo voran. Im zweiten Ward angekommen, wartet bereits eine Traube an Menschen mit ihren Hunden auf uns. Es sind meist Jungen, die ihre Hunde zu uns bringen. Als Kinder von Pastoralist*innen sind ihre Hunde ihre ständigen Wegbegleiter. Deshalb führen wir unsere Impfkampagnen vor allem an Samstagen und in den Schulferien durch. So ermögichen wir möglichst vielen Tierbesitzer*innen an den Aktionen teilnehmen zu können.

Hier beginnt der ganze Prozess von vorne: aufklären, impfen, entwurmen, dokumentieren.

Ein langer, heißer Tag neigt sich dem Ende zu. Den Kopf voller Eindrücke dieses unvergesslichen Tages, machen wir uns gemeinsam mit den Impfteams auf den Rückweg zu unserem Quartier im kleinen Ort Matuu. Nach einer kurzen Pause lassen wir den Tag gemeinsam Revue passieren und nehmen Ideen und Feedback von den Teams auf.

„Dies war mein erster Besuch eines unserer Tollwutprojekte. Unseren Erfolg in Zahlen zu messen und jeden geimpften Hund, jede Katze, jeden Esel und jedes ausgestellte Impfzertifikat zu zählen, ist die eine Seite dieser Arbeit. Es ist jedoch nochmal eine ganz andere Sache, vor Ort mit den Menschen reden zu können, sich die Geschichten der einzelnen Schicksale und Leben anzuhören. Ich habe mit eigenen Augen sehen dürfen, wie sehr wir mit diesen Projekten das Leben der Menschen verbessern und sie aktiv in den Prozess einbeziehen, sich, ihre Tiere und ihre Gemeinden zu schützen. Es steht außer Frage, dass wir hier wirklich einen Unterschied machen und das mit Privatspenden aus Deutschland - das ist wirklich etwas Besonderes!“
Annalena Bruse-Smith
Referentin für Campaigns & Fundraising