Die Tuberkulose als Schwerpunkt des One Health Days 2017

27.07.2024

Die Freiwilligengruppe von Tierärzte ohne Grenzen e.V. organisierte gemeinsam mit Studierenden der Humanmedizin und der International Veterinary Student Association (IVSA) sowie weiteren Studierenden und Dozierenden verschiedener Fachbereiche in diesem Jahr einen transdisziplinären Workshop zum Thema One Health. Der Schwerpunkt lag auf der auch als Zoonose vorkommenden Infektionskrankheit Tuberkulose. Gefördert wurde die Veranstaltung durch Engagement Global mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.


© Marylou Zuzarte

Über Fachgebietsgrenzen hinaus

Die Schnittstellen der gemeinsamen Arbeit beleuchten, eine Plattform schaffen, gemeinsam über Gesundheitsthemen diskutieren und eine Basis guter und fruchtbarer Zusammenarbeit generieren waren Hauptziele an diesem Abend. Der Austausch soll auch zu einer Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Forschung, Entwicklungspolitik und Nichtregierungsorganisationen führen.

Vorträge, World Café und Diskussion bei Imbiss und Getränken

Auf kürzere Vorträge zu One Health von Referenten unterschiedlicher Fachbereiche folgte eine interaktive Phase in kleineren Gruppen im Stil eines World Cafés. Hierbei wurden die Gruppenergebnisse besprochen und im Plenum diskutiert.

Tiere – Menschen – Lebensformen: One Health

Prof. Marcus Doherr und Dr. Maximilian Baumann, Veterinärmediziner von der Freien Universität Berlin erläuterten zum Auftakt das Konzept und den Ursprung des One Health-Ansatzes und die Rolle der Veterinärmedizin hierbei.
Es folgte ein Vortrag von Tierärztin Dr. Carola Fischer-Tenhagen zu Verbreitung der Rindertuberkulose heute, Übertragungswege und Reservoire des Erregers in Wildtieren sowie zu Problemen bei der Diagnostik der Erkrankung.
Herr Dr. Ralf Otto-Knapp, Arzt und MSc. in International Health, stellte die Mission des Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose e.V. vor, das sich u.a. der Beratung von Laien und Fachpublikum widmet und Therapieleitlinien erstellt. Er erörterte auch das Versagen der komplexen antibiotischen Therapieregime in verschiedenen Regionen der Welt.
Prof. Timo Ulrichs, Studiengangsleiter der Internationalen Not- und Katastrophenhilfe der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften, knüpfte bei Otto-Knapp an mit einer Darstellung der Häufigkeit und Verteilung von Tuberkulosefällen beim Menschen. Insbesondere ging er auf Länder Osteuropas ein und auf den Zusammenhang besonders hoher Fallzahlen in weniger wohlhabenden Ländern. Die größte Herausforderung sei insbesondere in diesen Regionen eine effektive Behandlung von Multidrug-resistenten Formen der Tuberkulose.
Antonia Braus, Referentin für internationale Tiergesundheit und Pastoralismus bei Tierärzte ohne Grenzen e. V. stellte in Ihrem Vortrag die Bedeutung der Milch als Lebens- und Infektionsquelle dar und die besonderen Herausforderungen bei mobilen Lebensformen. Sie erläuterte die Lebens- und Wirtschaftsform der Pastoralisten: Wanderhirten leben oft in semiariden Gebieten oder in Regionen mit starken Klimaschwankungen. Hier dienen Milch und tierische Erzeugnisse als Hauptnahrungsmittel. Milch besitzt insbesondere für Säuglinge, Kinder und Stillende als Schutz vor Unter- und Mangelernährung eine große Bedeutung. Durch hygienische Mängel in Produktion, Verarbeitung und Lagerung kann Milch eine Infektionsquelle für Zoonosen wie Tuberkulose oder Brucellose darstellen.

Abschluss der Veranstaltungen mit Forderungen an die Politik

  • Public Services (WHO, FAO, OIE, etc.) sowie deren Zusammenarbeit anregen und fördern & flächendeckend Aufklärung der Menschen über Zoonosen verbessern

  • Forschung im Bereich One Health finanziell stärken

  • Gesamtgesellschaftliche, realistische und individuelle Problemlösungsansätze implementieren & transdisziplinäre Strukturen schaffen

  • Gesundheit in allen Politikbereichen priorisieren