An jedem 12. Februar findet der Red Hand Day statt, der internationale Aktionstag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. Dieser Anlass wird von humanitären Hilfsorganisationen immer wieder genutzt, um politische und militärische Führungspersönlichkeiten aufzufordern, Maßnahmen gegen den Einsatz von Kindersoldaten zu ergreifen.
Es geht um besonders Schutzbedürftige - minderjährige Mädchen und Jungen, die in den Dienst von kriegerischen Gruppen gestellt und auf verschiedene Art und Weise missbraucht werden. Sie haben Plichten, die in den Milizen abgeleistet werden müssen. Das sind hauptsächlich aktive Kampfeinsätze im bewaffnetem Konflikt. Gleichzeitig werden sie aber auch zur Hausarbeit, Spionagediensten und der Befriedigung sexueller Bedürfnisse von Vorgesetzten gezwungen.
Seit 2015 ist Tierärzte ohne Grenzen e.V. im Südsudan ein Vorreiter auf dem Gebiet der sozioökonomischen Wiedereingliederung von Kindern. Zum einen gab es viele Kinder, die in Verbindung mit bewaffneten Gruppierungen im Süd Sudan standen. Zum anderen sah Tierärzte ohne Grenzen einen erhöhten Schutzbedarf für die Minderjährigen in der Region Pibor. Das Projekt und die erfolgreichen Wiedereingliederungen der vielen Kinder wurden durch die Unterstützung von UNICEF möglich.
Tierärzte ohne Grenzen e.V. hat sich auch verpflichtet, Aufklärungsarbeit zu leisten. Der Red Hand Day ist eine gute Gelegenheit Öffentlichkeit zu schaffen und der Gemeinde die Aktivitäten der begünstigten Kinder vorzustellen. Die Kinder konnten die Gemeindemitglieder kennenlernen und nutzten die Gelegenheit, ihre beruflichen Fertigkeiten in der Metallverarbeitung, der Landwirtschaft, der Haar- und Schönheitspflege und der Tiergesundheitshilfe zu präsentieren. Dieser Austausch motivierte die ehemaligen Kindersoldaten, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden und eine Laufbahn jenseits von Waffen und Militär einzuschlagen.
An den Feierlichkeiten nahmen hochrangige Personen des Bundesstaates Boma teil. Darunter waren der Vizegouverneur John Abdulla, der Bildungsminister Joseph Lilimoi, die Ministerin für Genderpolitische Fragen Lydia Peter Agolory und Abulla Kuthura, der Befehlshaber der South Sudan People’s Defence Forces (SSPDF). Mit dabei waren auch Mitarbeiter von UNICEF, von UNIMISS, NGOs und die Bevölkerung von Pibor.
Die Ministerin für Genderpolitische Fragen gratulierte Tierärzte ohne Grenzen e.V. im Süd Sudan für ihre Arbeit in der Gemeinde. Die Förderung der verschiedenen Arbeitsfertigkeiten der Kinder stellte sie besonders heraus. Durch Tierärzte ohne Grenzen e.V. bestünde nun ein fairer Wettbewerb auf dem Markt von Pibor. Beispielsweise wurde durch die Ausbildung der Kinder in der Metallverarbeitung das Monopol des einzigen Schweißers in Pibor gebrochen. Der Minister für Entwicklung fügte an, dass sich der Bundestaat Boma im Süd Sudan im Ranking der Grundschulen auf dem fünften Platz befinde.
Der Befehlshaber der SSPDF verkündete, dass seine Einheit und andere organisierte Kräfte mit der nationalen Disarmament Demobilization Release Commission im ganzen Staat zusammenarbeiten werden, damit es im Bundesstaat Boma zukünftig keine Kindersoldaten mehr geben wird. Er sagte ebenfalls, dass alle Rekrutierungseinrichtungen jeden Anwerber unter 18 Jahren erfassen. Nach Anordnung der Staatsregierung werden alle befreiten Kinder zu ihren rechtmäßigen Vormündern gebracht. Seit Januar 2016 sind sechs entführte Kinder in den Bundestaat Juba überführt worden.
Um den Einsatz von Waffen unter Minderjährigen zu verringern, hat die Staatsregierung ein Verbot von Waffen bei den traditionellen Kämpfen oder Initiationsriten durchgesetzt, wie auch die Überfälle auf Rinder innerhalb und außerhalb des Staates unterbunden. Zum Erfolgs dieser Maßnahmen zählt die Rückführung geraubter Rinder nach Jongoei Bor, die vom Gouverneur und der SSPDF im Januar 2019 überwacht und durchgeführt wurde.
Ehrengast der Feierlichkeiten war der stellvertretene Gouverneur. Er zeigte sich erfreut und sehr zufrieden über die Unterstützung der Minderjährigen durch die Hilfsorganisationen. Die befreiten Kinder sollen ihre Bildungschancen wahrnehmen, um sich ein gutes Leben zu ermöglichen. Sie sollen die neuen Chancen dieses Staates nutzen, der endlich keine Kindersoldaten mehr rekrutiert und um Frieden bemüht ist.
Der Gouverneur versicherte, dass Regierung und NGOs zusammenarbeiten werden, um gemeinsam das beiderseitige Ziel zu erreichen – verhindern, dass Kindern als Soldaten rekrutiert werden.