Zahlreiche Länder am Horn von Afrika waren von Dürren im Jahr 2015 betroffen. Äthiopien war eines der am stärksten betroffenen Länder, besonders da hier die Dürre durch den El Niño-Effekt verstärkt und das Leben von über 10 Millionen Menschen beeinträchtigt wurde.
Die Dürre 2015 hat in Äthiopien am schlimmsten die Region Afar National Regional State (ANRS) getroffen: ein Gebiet, das in den trockenen Tiefebenen Nordost-Äthiopiens liegt. ANRS ist ungefähr 100.000 km2 groß und hat eine Bevölkerung von rund 1.4 Millionen. Das Gebiet umfasst ca. 10% der Gesamtfläche Äthiopiens und ca. 30% der pastoral genutzten Tiefebenen. In Afar hängt die pastorale Nutzung extrem stark von Oberflächenwasser (und damit von Regenfällen) ab. Dadurch führen knappe oder gar ausbleibende Niederschläge sehr schnell zu einer gefährlichen Nahrungsmittelknappheit.
Im Jahr 2015 führten die spärlichen Kerma-Regen (Frühjahrsregen) und die darauffolgenden Sugum-Regen (Juli bis September), die mit fünf Wochen Verspätung ebenfalls knapp ausfielen, zu einer bedrohlichen Wasserknappheit bei Pastoralisten und Agro-Pastoralisten. Direkte Folgen waren eine Mangelernährung von Kindern und stillenden Müttern sowie verdurstete und verhungerte Tiere.
Als die äthiopische Regierung 2015 den Ausnahmenzustand erklärte, entwickelte Tierärzte ohne Grenzen e.V. dank Direktfinanzierung durch UN-OCHA ein Soforthilfeprojekt in den Bezirken Erebti, Aba’ala und Berehale von ANRS. Das Projekt „Nutrition Sensitive Livelihood Intervention“ wurde zwischen Juli 2015 und März 2016 umgesetzt. In diesem Projekt wurden bewährte Praktiken eingesetzt, wie z.B. Notfütterung von Ziegen, Verbesserung der Tiergesundheit durch Impfungen und die Instandsetzung von Wasserstellen.