Die Republik Sudan ist mit einer Gesamtfläche von 1.882.000 Quadratkilometern das drittgrößte Land Afrikas. Schätzungsweise leben 42 Millionen Menschen hier, von denen 5,5 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen. Allein 2,3 Millionen Kinder gelten als unterernährt (4,8 Millionen Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen). Der Sudan steht vor großen humanitären Herausforderungen, die durch die Auswirkungen des Konflikts, der zu einer massiven Vertreibung der Bevölkerung geführt hat, sowie durch klimatische und soziokulturelle Veränderungen und ein hohes Maß an Ernährungsunsicherheit und Unterernährung verursacht werden.
Der Wegfall der Weizen- und Mehlsubventionen im Februar 2018 und die anhaltende Abwertung des sudanesischen Pfunds (SDG) führten zu einer Verknappung wichtiger Rohstoffe (insbesondere Treibstoff) und harter Währungen. Dies führte zu einer Wirtschaftskrise, die die öffentlichen Dienstleistungen zum Erliegen brachte, sich auf die landwirtschaftlichen Aktivitäten negativ auswirkte und zu dramatischen Preissteigerungen bei den Grundnahrungsmitteln führte.
Die Programme von TOGEV im Sudan bieten lebensrettende und längerfristige Hilfe für die betroffene Bevölkerung, auch für die vertriebenen, pastoralen und agro-pastoralen Gemeinden und stellen sicher, dass die unmittelbaren Bedürfnisse der unterstützten Gemeinden gedeckt werden und ihre Resilienz für die zukünftigen Herausforderungen gestärkt wird.
Das Projekt wurde vom Sudan Humanitarian Fund (SHF) finanziert und im Bundesstaat South Kordofan von Januar 2018 bis Februar 2019 durchgeführt. South Kordofan hat in den letzten Jahrzehnten verschiedene Konflikteskalationen erlebt und viele Gemeinden sind in desolatem Zustand. Ziel des Projektes war es daher, die Nahrungsmittelsicherheit und Lebensgrundlagen von gefährdeten Binnenflüchtlingen (60.946 Personen), Rückkehrern (42.396 Personen) und mittellosen Aufnahmegemeinden (29.148 Personen) durch die Förderung der Agrar- und Viehwirtschaft sowie weiterer einkommensschaffender Maßnahmen zu stärken.
Um eine weitere Diversifizierung von Einkommensquellen zu erwirken, wurden 300 Frauen und Mädchen im Bau von brennstoffeffizienten Öfen geschult und mit einer Grundausstattung versorgt. Schnell konnte so der Brennstoffbedarf von 30 SDG (Sudanesische Pfund, ca. 0,60 EUR) auf 10 SDG (ca. 0,20 EUR) reduziert werden. Zudem erhalten Frauen, die Öfen auf dem Markt verkaufen, 50 SDG (1 EUR). 650 Männer und Jungen wurden in Gruppen organisiert und erhielten ein Training in der Herstellung von Ziegelsteinen. Auch sie nutzen diese Fähigkeit für den eigenen Haushalt und dafür, Einkommen mit dem Verkauf von produzierten Ziegelsteinen zu generieren.
Um Tierbestände vor Krankheitsausbrüchen trotz mangelhafter tiermedizinischer Versorgungsinfrastruktur zu schützen, wurden 30 Gemeindemitglieder zu Tiergesundheitshelfern ausgebildet bzw. erhielten Auffrischungskurse und wurden mit den nötigen Utensilien und Tierarzneimitteln ausgestattet. Im Anschluss daran unterstützten sie die staatlichen Gesundheitsdienstleister beim Impfen von 600.000 Nutztieren aus 24.000 Haushalten und der Behandlung von 18.114 Tieren. Des weiteren wurden 6.150 trächtige oder säugende Ziegen an 1.230 gefährdete Haushalte (5 Ziegen pro Hausgemeinschaft) vergeben, um deren dezimierte Herden wieder zu einer sich selbst reproduzierenden Größe aufzubauen und um Milch für die Kleinkinder der Familien bereitzustellen.
Esmael ist aus Äthiopien und Tierarzt mit einer Spezialisierung in Entwicklungsstudien und insbesondere ländlicher Entwicklung sowie einer Qualifizierung in Humanitarian Leadership and Management. Seit 2012 ist er Mitarbeiter im Länderprogramm Äthiopien von TOGEV. Von 2012 bis 2017 war er in verschiedenen Funktionen tätig, unter anderem als Projektmanager und Länderprogramm-Manager. Im Januar 2018 wurde Esmael dann Landesdirektor für den Sudan.
Kontakt: esmael(at)vsfg.org
Esmael ist es ein wichtiges Anliegen, in das Know-how zur Schaffung von Existenzgrundlagen und in die Programmarbeit zur mittel- und langfristigen Stärkung der Resilienz und Förderung einer nachhaltigen Entwicklung zu investieren. Seine Motivation schöpft er aus dem Wunsch, sich für die Menschen in Not zu engagieren und etwas Nützliches für sie zu bewirken. Sein langfristiges Ziel ist es, ein ausgesprochener Experte in Fragen der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe mit fundiertem Praxiswissen über die Region zu werden und durch seine Mitarbeit in einer renommierten Organisation wie TOGEV zur Armutsbekämpfung beizutragen.
2018 war ein bemerkenswertes Jahr in seiner Karriere, da er als Auslandsmitarbeiter seine neue Rolle als Landesdirektor im Sudan antrat. Es war ein harter Start, denn es war für ihn das erste Mal, dass er außerhalb seines Heimatlandes Äthiopien mit einem kleinen Team ein recht großes Programm leitete. Durch seine harte Arbeit und die des Teams konnten weitere Fördergelder für Projekte angeworben werden . Esmael freut sich zudem über die Fortschritte, die TOGEV in der Organisationsentwicklung und im Mitarbeiteraufbau macht, da so das Projektmanagement weiter professionalisiert werden kann.